Abschlussfeier Bildungsgang Katechese OekModula

Erstmals haben reformierte Katechetinnen und Katecheten nach dem Abschluss einer ökumenischen Ausbildung einen Fachausweis von ForModula erhalten. Am 3. Dezember 2021 wurde sieben Frauen und einem Mann der Fachausweis im Rahmen eines ökumenischen Gottesdienstes in der katholischen Kirche Bruder Klaus in Liestal überreicht. Im Mittelpunkt der Feier stand die Aufforderung Gottes an Abraham, aufzubrechen in ein neues Leben. Ausbildungsleiter Hanspeter Lichtin verwies auf die ähnliche Situation, dass man sich in der Katechese auf das nicht planbare Leben einlassen und von Kindern und Jugendlichen stets neu herausfordern lassen muss. Die Erzählung ist dafür eine Mutmachgeschichte, wie OekModula-Dozentin Birgitta Aicher das mehrfach vorkommende Wort «Segen» deutete.
Wir gratulieren und wünschen Mut und Segen für die Tätigkeit!
(Bild: Hanspeter Lichtin)
Als erster ökumenischer Anbieter akkreditiert
Ein Aufbruch ist auch OekModula als erster ökumenischer Ausbildungsverbund, der in ForModula akkreditiert worden ist. Seit 2021 kann OekModula allen Teilnehmenden, egal welcher Konfession, den Fachausweis ausstellen lassen. Die nicht-katholischen erhalten zusätzlich einen Diplomzusatz, um die Anerkennung in den Landeskirchen zu gewährleisten.
Die ökumenischen Kooperationen in der Nordwestschweiz – ähnliches besteht im Aargau – reichen schon länger zurück. Im Kanton Baselland gab es bereits seit 1994 einen ökumenischen Rahmenplan für den kirchlichen Religionsunterricht an der Schule. Das hat bedingt, auch ökumenisch auszubilden. Gemeinsam angebotene Weiterbildungen führten im Jahr 2000 schliesslich zu einem ökumenischen, von den Landeskirchen in Baselland und Baselstadt getragenen Ausbildungsgang.
Als ForModula auf katholischer Seite zum Standard wurde, hat man 2010 entschieden, nicht die Ökumene aufzugeben, sondern den erfolgreichen Ausbildungsgang mit ForModula fortzusetzen. Die reformierte Kirche Baselstadt zog hier nicht mit, sodass neue Partner gesucht werden mussten. Fündig wurde man bei den Landeskirchen im Kanton Solothurn. 2012 startete dann OekModula in die Betriebsphase. Heute ist auch die christkatholische Kirche der Schweiz mit von der Partie.
Interview mit Hanspeter Lichtin, Ausbildungsleiter von OekModula
ForModula: Die Geschichte der Kirche ist nicht wenig von konfessionellen Spaltungen geprägt, gerade auch in der Schweiz. Was ist die Grundlage dafür, KatechetInnen ökumenisch auszubilden?
Hanspeter Lichtin: Das Evangelium. Der Auftrag, als eine Kirche die frohe Botschaft zu verkünden. Für uns durfte Ökumene von Anfang an nicht nur ein Zweckbündnis aus finanziellen Gründen sein. Die Ökumene hat auch einen inhaltlichen Anspruch. «Damit sie alle eins seien» aus dem Johannesevangelium ist wie ein Wahlspruch von OekModula.

Das wäre ein Auftrag an alle.
Das wird auch im Leitbild Katechese der katholischen Kirche umgesetzt. Der Leitsatz 5 widmet sich der ökumenisch ausgerichteten Glaubensbildung und wird meines Erachtens viel zu wenig rezipiert: «Katechese ist ökumenisch angelegt.» Schon zu Beginn der Kirche gab es Unterschiede, unterschiedlich geprägte Gemeinden. Wir sehen uns gerade in der heutigen Zeit als Kirchen neu herausgefordert, bei allen Unterschieden ein gemeinsames Zeugnis zu geben.
Es gibt bei Euch in den Kantonen mehrheitlich ökumenisch ausgerichteten Religionsunterricht. Einzelne Katechetinnen unterrichten aber auch den Religionsunterricht der anderen Konfession. Gibt es also doch keine Unterschiede mehr?
Auch in den ökumenischen Religionsunterricht spielt immer die eigene Identität der Katechetin hinein. Das ist wie in jedem Religionsunterricht, hier verstärkt durch die konfessionell geprägten Biografien. In der Gemeinde- und Sakramentenkatechese gibt es aber deutlich andere Schwerpunkte. Hier werden katholischen KatechetInnen in ihrem Berufsbild mehr Aufgaben zugewiesen, während die reformierten KollegInnen eher auf die Schule fokussiert sind.
Ihr habt das Modul 19 (Sakramentenhinführung Eucharistie) erstmals ökumenisch durchgeführt. Das ist ja mit Blick auf die Erstkommunion entwickelt worden. Wie geht das mit reformierten Auszubildenden?
Wir wollten keine Sonderwege mehr in OekModula, damit alle den gleichen Fachausweis von ForModula erhalten können. Damit standen wir vor der Herausforderung, wie wir dieses Modul konzipieren sollten. Neben der Modul-Identifikation muss es auch dem Leitsatz gerecht werden: «Gemeinsamkeiten stärken – Unterschieden gerecht werden». Wir machen das nun im interkonfessionellen Teamteaching. Alle drei Konfessionen sind bei den Dozierenden vertreten. In der Theorievermittlung ist die Ökumene überhaupt kein Problem. Die grösste Herausforderung ist das Praktikum, weil es in der reformierten Kirche nicht die Erstkommunionvorbereitung gibt. Aber wir haben Formen und Wege gefunden. Einige haben sogar einfach in einer katholischen Pfarrei ein Praktikum gemacht.
Was war bei Euch die grösste Knacknuss auf dem Weg zu einer ökumenischen Ausbildung?
Wir hatten damals eine externe Prozessbegleitung. Das Ergebnis wurde dann in allen Partnerkirchen begrüsst. Die gemeinsame Akkreditierung stellte aus meiner Sicht schon eher ein Problem dar, weil damit die reformierte Parallelstruktur in OekModula aufgegeben werden musste, also die reformierte Qualitätssicherungskommission usw. Aber da ist uns ForModula so weit entgegengekommen, z. B. durch reformierte Prüfungsexperten und reformierte Gutachten bei personenbezogenen Anträgen, dass der Schritt zur Akkreditierung am Ende allseits akzeptiert wurde.
Welchen Wunsch hättest Du für eine Entwicklung in ForModula?
Das langfristige Ziel wäre eine ökumenische Ausbildung für die ganze Schweiz. So steht es auch in der Präambel des Kooperationsvertrags von OekModula. Deshalb war das katholisch entwickelte ForModula für uns zunächst ein Problem. Ich würde mir wünschen, dass entsprechende Gespräche mit langfristiger Perspektive wieder geführt würden, damit für bestimmte kirchliche Berufe gemeinsam ausgebildet werden kann.
Was würdest Du Ausbildungsstellen empfehlen, die in ForModula zukünftig ökumenisch ausbilden wollen?
Es braucht viel Gespräch und Zusammenarbeit sowohl auf der Ebene der Leitungen als auch der KatechetInnen. Wenn das gelingt, was heutzutage eigentlich kein Problem mehr ist, wird auch die Kooperation in einzelnen Modulen kein grosser Schritt mehr sein. Die gemeinsame Ausbildung ist bei uns dann auch das letzte gewesen – und ein Erfolg. Wer Knowhow bei uns abholen will, kann dies gerne tun.
Das Interview führte Jörg Schwaratzki, Geschäftsführer des Bildungsrates.
(Bild: OekModula)